Seit 2015 arbeitet die Stiftung der Freien Frau in Syrien in verschiedenen Flüchtlingslagern. Die Selbstverwaltung der Flüchtlingslager Newroz, Roj, Hol und seit 2019 dem Lager Washo Kani erteilte uns wie auch Heyva Sor a Kurd (Kurdischer Roter Halbmond) die Erlaubnis, in den Camps tätig zu sein.
Dort leben verschiedene Flüchtlingsgruppen:
- vor dem Genozid des IS geflüchtete ezidische Kurd*innen aus der Region und Stadt Şengal (deutsch: Sindschar) im Nordirak
- vor dem IS und den heftigen Kämpfen um die Region und die Stadt Mosul im Nordirak geflüchtete Menschen
- vor dem IS geflohene Binnenflüchtlinge aus anderen syrischen Gebieten darunter Kurd*innen, christliche Minderheiten und arabische Menschen
- vor den Angriffen und der Besatzung der Türkei vor allem aus dem Kanton Afrin (2018) und den Städten Serê Kaniye und Girê Spî in 2019 geflüchtete Bevölkerung
- in Camp Hol ist eine große Gruppe von Familienangehörigen inhaftierter IS-Täter untergebracht
Bei all diesen Menschen sind kriegerische Konflikte die Fluchtursache. Das heißt, hundertausende Menschen sind gezwungen, über lange Zeit einen Alltag zu leben, in dem alles existenziell Notwendige nur als Provisorium besteht: die Versorgung mit Lebensmitteln und Gütern des Grundbedarfs, medizinische Behandlung, Schulen für die Kinder, fehlende Arbeitsmöglichkeiten, Abhängigkeit. Besonders Frauen und Kinder leiden sehr unter dem Krieg und den Folgen, dem Verlust von Familienangehörigen, der Zerstörung und/oder Besatzung ihrer Heimatorte, den gesundheitlichen Folgen und der langanhaltenden psychischen Belastung.
Die Mitarbeiterinnen der Frauentiftung besuchen regelmäßig die Frauen in den Camps auch in ihren Zelten. Sie sprechen mit ihnen und befragen sie, zu dem, was fehlt und welche Hilfen sie wünschen. Daraus werden Arbeitsansätze und Angebote entwickelt.
In jedem Camp ist ein kleines offenes Stiftungszentrum eingerichtet, zu dem die Frauen aus dem Camp mit ihren Anliegen kommen können. Es gibt ein breit gefächertes Angebot aus Kursen und Seminaren, die sich an Frauen und Kinder richten:
- ein psychologisches Beratungsangebot sowie Gruppengespräche
- Sprachkurse
- Gesundheitsseminare und -kampagnen
- Ausbildungskurse: die Campbewohnerinnen können das Schneiderei- und Friseurhandwerk erlernen sowie
- Hilfe beim Aufbau von kleineren ökonomischenProjekten wie der Einrichtung von kleinen Läden, Schneidereien und Friseursalons
- für Kinder werden Bastel- und Malkurse, Sprachkurse und Spielerunden angeboten.
- sowohl für Kinder als auch für Frauen gibt es Alfabetisierungskurse, da viele Campbewohner*innen bislang aufgrund der anhaltenden Kriegssituation kaum die Möglichkeit hatten, eine Schule zu besuchen oder an anderen Bildungsangeboten teilzunehmen.
Die Aktivitäten und das offene Angebot der Stiftung stellen für die Campbewohner*innen eine Anlaufstelle dar, wo sie hinkommen können, wo sie ihre Sorgen teilen und sich gleichzeitig in kleinen Schritten ein Wissen aneignen können, dass ihnen ermöglicht ihre Lebensituation dort zu verbessern und ihnen eine Unterstützung für die Planung ihrer Zukunft sein kann. Je nach politischer Lage werden Rückkehrerprojekte unterstützt, in den Geflüchteten eine Rückkehr an ihre Heimatorte ermöglicht wird.